Bericht aus den AMS Business News (Ausgabe 10 / April 2017):
Martina Putzlager, Inhaberin Friseur Callforcut:
Meine Meisterprüfung hab ich mit 21 gemacht, da stand der Entschluss schon fest, ein eigenes Geschäft aufzumachen. 2004 war es dann soweit. Ich habe auch gleich die Ausbilderprüfung gemacht und seitdem immer einen Lehrling gehabt. Wir sind zurzeit zu viert inklusive Tanja, sind ein familiär geführter Betrieb und haben einen hohen Stammkundenanteil. Wir gehen sehr auf den einzelnen Typ ein und beraten gerne.
Die Herausforderungen bei der Lehrlingsuche:
Die schulische Ausbildung – Dinge wie Lesen, Schreiben, Rechnen oder Allgemeinbildung – lässt oft sehr zu wünschen übrig, ebenso wie z.B. Pünktlichkeit, Höflichkeit, Verlässlichkeit. Durchhaltevermögen und eine gute Merkfähigkeit sind auch sehr wichtig, denn im Friseurberuf ist viel zu lernen. Tanja habe ich von Anfang an klar gemacht, es muss von ihr die Motivation kommen zu lernen. Und sie ist wirklich hoch motiviert, nimmt Kritik an, ist immer pünktlich, hat ein gutes Benehmen und tut alles, um sich auch sprachlich weiterzuentwickeln. Ihre Ausbildung geht schnell voran, sie kann sich vieles gut merken, ist sehr gewissenhaft und hat in der Schule keinerlei Probleme. Ihr Notendurchschnitt ist 1,7 und in Deutsch hat sie die Note 2!
Die Zusammenarbeit mit dem AMS war total positiv, weil man Problematiken offen ansprechen konnte. Herr Ranosz und seine Kollegen haben uns gut und engagiert betreut. Im Fall von Tanja – eben weil sie es schwerer hat als andere – hatte ich als Dienstgeberin die Chance,
sie mir eine Weile anzuschauen. Denn nach 3 Tagen kann man noch nichts sagen. Und noch etwas: Bei Tanja ging die Vermittlung sehr schnell, so ist es für Unternehmen ideal, die Lehrlinge oder Mitarbeiter suchen.
Ein Tipp an andere Betriebe: In der Annonce sollte man so gut wie möglich definieren, was man sich vorstellt, und sein Unternehmen genau darstellen. Wie das Berufsbild ausschaut, was in einem Friseursalon alles zu tun ist, das sollte der Bewerber schon im Vorfeld recherchiert
haben.
Tanja Matic, Lehrling:
Ich bin zwei Jahre ins Gymnasium gegangen und habe die 6. Klasse fertig gemacht. Dann wollte ich etwas anderes
tun: Meine Eltern haben gesagt, wenn du meinst, dass du die Matura nicht schaffen kannst, dann such dir etwas, was du gerne machst. Daraufhin habe ich mich beim AMS gemeldet. Ich wollte von Anfang an Friseurin werden, meine Oma in unserer alten Heimat Bosnien war
Friseurin, ich durfte ihr immer über die Schulter schauen – das hat mir sehr gefallen. Im AMS habe ich mich gut betreut gefühlt. Wir haben meine Bewerbungsunterlagen verbessert und bald hat Herr Ranosz Frau Putzlager angerufen wegen eines Vorstellungsgesprächs. Und sie hat
mich genommen – zuerst ein Monat auf Probe, und dann fix! Am Anfang war die Arbeit schwer und anstrengend, weil sehr viel zu lernen ist.
Ich wollte es aber unbedingt schaffen! Ich kann schon einiges, Dauerwelle oder Färben geht schon ganz gut. Die Chefin sagt mir sofort, wenn ich einen Fehler mache. Das ist ganz wichtig für mich, damit ich mich ständig verbessern kann. Ich fühle mich wirklich wohl hier. Einen Tipp
für andere junge Leute habe ich auch: Wenn man etwas wirklich will, kann man es schaffen. Mach auf jeden Fall etwas, was du gerne tust!
Roman Ranosz, AMS Wien Jugendliche:
Für die FriseurInnen- und Gastrobranche habe ich das Projekt „Suppenhaar“ ins Leben gerufen, wo ich speziell für diese beiden Branchen Jugendliche caste, berate und vermittle. Tanja Matic war nicht gerade unter den besten BewerberInnen, was vor allem an ihren mangelnden
Deutschkenntnissen lag. Aber dafür war sie mit Abstand die motivierteste Bewerberin, was mir sehr positiv aufgefallen ist. Daraufhin nutzte ich das uns zur Verfügung stehende Netzwerk, um die Jugendliche und die Unternehmerin, welche zuvor den Lehrlingsbedarf bei uns gemeldet hat, zusammenzubringen. Unser BerufsInfoZentrum hat mit ihr neue Bewerbungsunterlagen erstellt – eine der ersten Bewerbungen (bei Frau Putzlager) war dann ein Volltreffer: Über eine Arbeitserprobung im Betrieb, abgewickelt von unserem Service für
Arbeitsuchende, konnte ein Lehrverhältnis ins Leben gerufen werden. Die Dienstgeberin hat sich von der Motivation der jungen Dame überzeugt und sie trotz anfangs schlechter Deutschkenntnisse eingestellt.
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